Spagyrik
Spagyrik
Spagyrik leitet sich vom griechischen spaein (= trennen, schneiden) und ageirein (= zusammenfügen, vereinigen) ab.
Spagyrik nach Dr. Zimpel beruht auf dem Werk des Arztes Paracelsus (1493 – 1541) und der Weiterentwicklung durch den Arzt Dr. Carl Friedrich Zimpel (1801- 1879). Dr. Zimpel waren die Werke Hahnemanns vertraut – er schuf eine Brücke zwischen klassischer Homöopathie und moderner Phytotherapie.
Die Wurzeln der Spagyrik reichen Jahrtausende zurück, ein Begründer kann nicht eindeutig genannt werden. Das Wort Spagyrik wurde oft als Synonym zum Begriff „ Alchemie“ angewandt.
Im Mittelalter hatte die Spagyrik bzw. die Alchemie ihre Blütezeit, insbesondere durch den Arzt Paracelsus, durch den die
Spagyrik innerhalb der Medizin an Bedeutung gewann. Paracelsus stellte Medikamente her, welche als wirksames Prinzip die von der Materie abgetrennten Kräfte, das Geistige oder wie er es nannte, die „Arkana „ enthielten.
In dieser Richtung forschte auch im 17. Jhd. Johannes Rudolf Glauber (1604 – 1670), der in seiner „ Pharmacopoea spagyrica“ beschreibt, „wie man aus Vegetabilen, Animalen und Mineralien auf eine besondere und leichte Weise gute , kräftige und durchdringende Arzneien zurichten und bereiten soll“ und hierin genaue Vorschriften für die Herstellung spagyrischer Heilmittel liefert.
Während der Aufklärungszeit verlor die Spagyrik an Bedeutung und wurde erst wieder im 19. Jhd. durch den ital. Grafen Carl Friedrich Mattei (1809 – 1896) wiederbelebt. Er entwickelte für seine „elektrohomöopathischen“ Mittel ein Herstellungsverfahren, das spagyrische Grundzüge enthielt.
Dr. Carl Friedrich Zimpel war zunächst ein eifriger Anhänger und Verfechter der Homöopathie, bis er 1866 auf der Suche nach einem Mittel auf den Grafen Mattei stieß. Zimpel verbrachte zwei Tage in dessen Praxis, konnte ihm aber nicht das Geheimnis der Herstellung der Mittel entlocken, vermutete aber einen der „ars spagyrica“ entsprechenden Herstellungsprozess. Den Mitteln sprach er eine Heilkraft zu, die alles bisher aus der Allopathie und Homöopathie bekannte übertraf. Zimpel drängte den Grafen Mattei, seine Mittel in Leipzig herstellen und vertreiben zu lassen, das Vorhaben scheiterte jedoch.
Daraufhin beschloss Zimpel, die spagyrischen Mittel selbst herzustellen. Nun war er ununterbrochen mit der Entwicklung beschäftigt, so dass ihm kaum Zeit blieb, selbst zu therapieren und Erfahrung zu sammeln. Die Zimpelmittel wurden fortan von einem Homöopathen in Göppingen erprobt und angewandt.
Während Hahnemann in der Meinung „Die Substanzen der Tier- und Pflanzenreichs sind in ihrem rohen Zustand am arzneilichsten“, seine Tinkturen und Essenzen mit Weingeist ausziehen ließ und die inneren „geistartigen Arzneikräfte“ durch Verschütteln bzw. Verreiben in ihrer Wirksamkeit erhöhte, bezweckte Zimpel mit seinem speziellen Herstellungsverfahren die Loslösung des wirksamen Prinzips einer Pflanze oder eines Minerals vom Ballast des Pflanzenkörpers, um es in einer
möglichst reinen verfeinerten Form zu isolieren und zu konzentrieren. Die Annahme Zimpels, dass die Arzneikraft durch ausschließende Methoden aus den beengenden Fesseln befreit werden sollte, und jede Substanz „ein reines und gutes und
ein dem ersten widerstrebendes feindliches Prinzip oder eine solche Substanz erhält“ veranlasste die Spagyriker dazu, nach einem geeigneten Verfahren zu suchen, welches das Gute vom Bösen, das Reine vom Unreinen, das Wirksamen vom Unwirksamen, das „Gift“ vom „ Balsam“ trennt. Diese Scheidekunst nannte man die „ars spagyrica“.
Die Herstellung spagyrischer Arzneimittel nach Zimpel ist das älteste heute noch praktizierte Verfahren.
Die Herstellungsvorschriften orientieren sich an den Ausführungen von Johann Rudolf Glauber.
Folgende Arbeitsschritte sind nötig.
1). Vorbereitung des Pflanzenmaterials:
Die frischen oder getrockneten Pflanzen werden von Schmutz und unerwünschten Bestandteilen befreit.
Mit speziellen Schneidemaschinen wird das Ausgangsmaterial auf die nötige Teilchengröße zerkleinert.
2). Gärung:
In Tontöpfen wird das zerkleinerte Material mit der nötigen Menge Wasser und Bäckerhefe versetzt und bei einer Temperatur
von 20 – 25 Grad Celsius der Gärung überlassen.
Der Gärmeister sorgt durch regelmäßiges Durcharbeiten für einen gleichmäßigen Gärvorgang. Bei der Gärung werden Kohlenhydrate unter der Bildung von Alkohol abgebaut.
3). Destillation:
Der Gäransatz wird nun in Destillationsapparaturen einer schonenden Wasserdampfdestillation unterworfen.
Im Destillat sind die flüchtigen Bestandteile enthalten, v.a. ätherische Öle und der bei der Gärung entstandene Alkohol.
4). Veraschung:
Das Destillationsgerät wird nach der Destillation geleert, der Rückstand getrocknet und im Veraschungsofen bei 400 Grad Celsius verascht. Die Asche ist nun von allen organischen Bestandteilen befreit.
Sie enthält die anorganischen Salze, wertvolle Mineralien und Spurenelemente.
5). Vereinigung:
Das Destillat wir mit der Asche vereinigt; 2 Tage unter mehrmaligem Umrühren im Glasgefäß belassen und filtriert.
Das Filtrat ist das fertige Heilmittel, die „spagyrische Urtinktur nach Zimpel“.