Homöopathie
Das Wort Homöopathie leitet sich von den griechischen Wörtern homoion = ähnlich und pathos = Leiden ab.
Im Rahmen der Gesamtheitsmedizin lässt sich Homöopathie definieren als…
1. Regulationstherapie:
Ihr Ziel ist Steuerung der körpereigenen Regulation mit Hilfe einer Arznei. Diese moderne Interpretation der Homöopathie wurde im Einklang mit Hahnemanns Ansichten gewählt. Er beschreibt die charakteristischen Phasen der regulativen Wirkungen der Arzneien auf den Organismus folgendermaßen: Erstwirkung durch den Reiz der Arznei und Nachwirkung (Heilwirkung) als Antwort des Organismus (Org. §§ 63 – 66).
2. Reiztherapie:
Das Mittel setzt einen Reiz, worauf der Organismus mit einer Aktivität reagiert, die zu einer Wiederherstellung führt.
Der außerordentlich sprachbegabte Samuel Hahnemann (1755 – 1843) verdiente sich als „Werksstudent“ sein Studium und Lebensunterhalt mit Übersetzungen. Er beherrschte Griechisch, Lateinisch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Arabisch. Durch seine Übersetzungstätigkeit erhielt er tiefe Einblicke in das medizinische, pharmakologische und chemische Schrifttum seiner Zeit. Er versah die übersetzten Texte mit eigenen kritischen Bemerkungen und Kommentaren – getreu seinem Wahlspruch:
Aude sapere ( Wage, weise zu sein – oder freier übersetzt – Wage selbständig zu denken).
Bei der Übersetzung eines Werkes des schottischen Pharmakologen William Cullen „Abhandlung über die Arzneikunde“, stieß er auf die spekulative Behauptung des Verfassers, Chinarinde heile Wechselfieber durch ihre „magenstärkende Wirkung“. An dieser Behauptung entflammte sich sein kritischer Geist.
1790 begann Hahnemann, diese von Cullen aufgestellte Behauptung nachzuprüfen: Prüfung einer Arznei auf ihre Wirkung durch Selbstversuch. Damit ist die Geburtsstunde der Homöopathie gekommen. Die Prüfung der Chinarinde im Selbstversuch ergab bei ihm eine Änderung seines Befindens, die den Erscheinungen beim Wechselfieber ähnlich war.
Angeregt durch diese Entdeckung, prüfte er sechs Jahre lang verschiedene Stoffe und Arzneien, bis er 1796 seine Ergebnisse im Hufelandjournal unter dem Titel „Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen – nebst einigen Blicken auf die bisherigen“ veröffentlichte. In den weiteren Jahren prüfte Hahnemann weitere Substanzen an sich und anderen Freiwilligen. Im Verlauf weiterer Forschungen erkannte Hahnemann, dass das Auftreten von Krankheitssymptomen „nur“ Verstimmung der Lebenskraft bedeutet, dass eine tief im Inneren vorhandene unsichtbare Kraft aus der Ordnung geraten ist. Diese Kraft verleiht Körper, Seele und Geist all die Fähigkeiten, die benötigt werden, um das Leben zu erhalten und alle Lebensvorgänge zu steuern. Somit gab es für ihn eine immaterielle Kraft, die den materiellen Körper belebt. Er folgerte: Wenn eine immaterielle Kraft aus der Ordnung geraten und der materielle Körper dadurch krank werden kann, so muss die Heilung folgerichtig bei der Wiederherstellung der immateriellen Kraft (Lebenskraft) ansetzen.
Hahnemann machte die Erfahrung, dass der rohe, unbearbeitete Arzneistoff oft nicht wirksam genug ist. Durch Bearbeitung des Arzneistoffes (Verreiben, Verschütteln) gelang es ihm das Optimum der Qualität und Quantität zu erreichen. Man kann auf diese Weise solange weitermachen, bis der Ausgangsstoff völlig „wegverdünnt“ ist. Und doch nimmt die Wirkung dadurch noch zu! Wie das möglich ist, ist nur schwer zu erklären. Man vermutet, dass es mit der Oberflächenvergrößerung zu tun hat (nämlich das Verdünnen) und mit der Energiezufuhr (nämlich das kräftige Schütteln). Diese Zubereitung, das Verdünnen und das jedesmalige Schütteln, nennt man Potenzieren, weil es offensichtlich so war, dass die stoffliche Materie Raum gab für etwas anderes, das die Potenz (die Kraft) in sich hatte, in einem menschlichen Organismus Reaktionen hervorzurufen.