Biochemie
Biochemie „Lebens-Chemie“ (griech. Bios = das Leben).
Nach Ablegung des medizinischen Staatsexamen erhielt Schüssler 1857 die Approbation als praktischer Arzt und ließ sich in Oldenburg nieder. In den ersten Jahren seiner überaus erfolgreichen Tätigkeit widmete er sich der Homöopathie. Er hat in dieser Zeit auch durch Veröffentlichungen, viel für die Verbreitung der Homöopathie getan. Schüssler war aber auch ein Kritiker der Homöopathie. Ein Suchender, ein Geist mit eigenen Ideen, der sich bemüht, eine scharf begrenzte Therapie zu schaffen, eine Therapie mit nur wenigen Mitteln – im Gegensatz zur Homöopathie. Seinen jahrelangen praktischen Versuchen auf diesem Gebiet kamen die neuen Erkenntnisse der Medizin, die Fortschritte auf physiologischem Gebiete wie auch das stärkere Bewusstwerden biochemischer Zusammenhänge entgegen.
Schüssler stimmte mit Virchow, dem Begründer der Zellular – Pathologie, darin überein, dass die Grundursache aller Lebensvorgänge, sowie die Ursache der Veränderungen von Organen und Geweben in der Erregbarkeit der Zelle zu suchen ist, und dass somit die Entstehung und das Wesen einer Krankheit im wesentlichen auf die Tätigkeit der Zellen zurückzuführen sei. Die Erkenntnis, dass die normale Tätigkeit der Zelle von einem normalen Gehalt an anorganischen Salzen abhängig sei, war für Schüssler der konsequente Schritt zum weiteren Ausbau seiner biochemischen Therapie.
Ein Mangel an bestimmten Mineralstoffen kann gesundheitliche Störungen und Krankheiten hervorrufen. Die Behandlung mit Hilfe von Heilmitteln, die Mineralstoffe in einer geeigneten Form enthalten, sollte diese Störungen und Erkrankungen heilen. Hier ist nicht obligatorisch an eine Substitution im Sinne des „Fehlens durch Fehlendes zu ersetzen“ zu denken, sondern eher an die Übertragung einer Information, welche die Zellen in die Lage versetzen, die für sie lebenswichtigen anorganischen Salze wieder vermehrt „zur Erhaltung ihrer Konstanz“ aus der Nahrung aufzunehmen.
Im Jahre 1873 veröffentlichte der deutsche Arzt Dr. med. Wilhelm Schüssler einen Artikel in der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung“ mit dem Titel „Eine abgekürzte Homöopathische Therapie“, in dem er zum Ausdruck brachte, dass ihm die „allgemein üblichen Arzneien entbehrlich“ geworden seien, und er nur mit zwölf anorganischen Stoffen“, d.h. physiologischen Funktionsmitteln des Organismus….operiere“. Er habe die Überzeugung gewonnen,“ dass man mittels derselben auf dem kürzeren Wege zum Ziele gelangen kann.“.
Ein Jahr später, 1874, entschloss sich Schüssler, die Grundsätze seiner reduzierten homöopathischen Therapie einem größeren Kreise bekannt zumachen. Im Buchhandel erschien eine Broschüre “Eine abgekürzte Therapie, gegründet auf Histologie und Zellular-Pathologie“. Diese Formulierung klingt schon wesentlich anders. Die Homöopathie wird darin nicht mehr erwähnt. Schüssler schreibt: “Mein Heilverfahren ist aber kein homöopathisches, denn es gründet sich nicht auf das Ähnlichkeitsprinzip, sondern auf die physiologisch – chemischen Vorgänge, welche im menschlichen Organismus sich vollziehen“. Es ist das Verfahren , das er in den folgenden Jahren als Biochemie bezeichnete. Wenn sich Schüssler auch immer mehr von der Homöopathie entfernte, blieb er in der pharmazeutischen Praxis bei den homöopathischen Herstellungstechniken, die er aus jahrelanger Erfahrung gut kannte.
Die Funktionsmittel und die Ergänzungsmittel werden mit Milchzucker verrieben, nach den Regeln der Homöopathie potenziert und tablettiert. Dieses Verfahren garantiert größte Aufgeschlossenheit der Wirksubstanzen, verbunden mit höchster Reaktionsfreudigkeit der einzelnen Stoffe.
Störungen der Molekularbewegung, wie sie für kranke Zellen typisch sind, werden durch die gleichartigen Mineralsalzmoleküle beseitigt und damit die Hemmung des Säfteaustausches zwischen Zelle und ungebundenem extrazellulärem Gewebe aufgehoben.